Am 19. Mai weiht Bischof Dr. Stephan Ackermann im Trierer
Dom drei Männer zu Priestern.
In diesem Jahr findet die Priesterweihe zum ersten Mal am
Samstag vor Pfingsten (19. Mai) statt und nicht, wie sonst, Anfang Juli. Dies
hängt damit zusammen, dass es für die Bistümer, deren Seminaristen in Frankfurt
Sankt Georgen studieren, ein gemeinsames Zeitfenster gibt und dies ist das
Pfingstwochenende. Dementsprechend verschiebt sich auch der Termin für die
Diakonenweihe künftig auf den Samstag vor Christkönig.
Für unser Bistum Trier sind es in diesem Jahr drei Männer,
die im vergangenen Jahr zu Diakonen geweiht wurden und die nun durch Bischof
Dr. Stephan Ackermann zu Priestern geweiht werden. Dafür sind wir dankbar, denn
mit Blick auf andere Bistümer ist es längst nicht mehr selbstverständlich,
bisher jedes Jahr noch zwei bis drei Weihekandidaten zu haben.
Die weiterhin rückläufige Zahl von Priesteramtskandidaten
hängt vielleicht auch damit zusammen, dass viele sich die Frage stellen, ob es
sich bei dem, was einen Priester heute erwartet, um eine „Mission possible“
oder „Mission impossible“, also vereinfacht übersetzt, um ein machbare oder
unmögliche Aufgabe handelt?
Der englische Begriff „mission“ heißt übersetzt zunächst
einmal soviel wie Auftrag oder wichtige Sendung und taucht in vielen Kontexten
auf: Weltraummissionen starten zu Forschungszwecken ins Weltall, Agenten
arbeiten auf der Kinoleinwand in geheimer Mission oder einer „Mission impossible“,
moderne Unternehmen und Organisationen formulieren ihr Selbstverständnis und
ihre Grundprinzipien in sogenannten „Mission statements“ und Kaffeesorten
tragen den Namen „French Mission“. Der Begriff ist also eigentlich nach wie vor
modern und positiv belegt.
Auch in der aktuellen kirchlichen Literatur begegnet einem
der Begriff Mission in gleichnamigen Titeln wie „Mission possible“ oder
„Mission Manifest“. In Verbindung mit der Kirche bekommt der Begriff, gerade in
der deutschen Variante, jedoch schnell einen negativen Beigeschmack. Man denkt
schnell an Intoleranz und Imperialismus, an den Versuch, die Macht der Kirche
auszuweiten, indem Menschen zur Taufe gezwungen werden.
Gerade jedoch im Hinblick auf die Bistumssynode und deren
Abschlussdokument spielt der Begriff der Mission beziehungsweise das Adjektiv
missionarisch eine große Rolle. Schon direkt zu Beginn des Dokuments heißt es:
„Die Kirche hat Anteil an der Sendung Jesu. Jesu Mission ist ihre Mission, ist
Auftrag der Kirche.“ Und weiter: „Auf dem Boden dieser spirituellen
Vergewisserung ermutigt die Synode die Christinnen und Christen im Bistum Trier
und auch das Bistum als Organisation, ( ... ) sich grundlegend neu auszurichten
und in allen kirchlichen Vollzügen missionarisch-diakonisch in die Welt hinein
zu wirken.“ Dazu, so das Dokument weiter, „wird das missionarische Bewusstsein
der Getauften erneuert und belebt. Dabei geht es immer um die Suche nach Gott
im eigenen Leben und im Gegenüber. Den Glauben zu bezeugen, ist Gabe und
Aufgabe aller.“
Um dies konkret werden zu lassen sieht die Synode
beispielsweise missionarische Zentren und Teams vor und ein insgesamt mehr
missionarisch-diakonisches Denken und Handeln. Halten wir also vorerst fest:
Wir alle haben als getaufte Christen eine „mission“ oder Mission!
Auch die drei Weihekandidaten haben eine Mission für sich
erkannt. Diese hat sie zu je unterschiedlichen Zeitpunkten und aus
unterschiedlichen Bezügen herausgerufen, um ihr nachzugehen. Dies drückt auch ihr
gemeinsamer Weihespruch aus dem Johannesevangelium aus: „Du aber folge mir
nach!“ (Joh 21, 22). Man könnte es auch so formulieren: „Du aber folge deiner
Mission!“ Diesem Ruf sind sie gefolgt und haben sich nun in einer längeren Zeit
der Vorbereitung und des Studiums auf ihre besondere Mission vorbereitet,
nämlich sich als Priester für unser Trierer Bistum weihen und in Dienst nehmen
zu lassen.
Bei der Priesterweihe werden die Grundvollzüge der Kirche,
Martyria (Verkündung und Verbreitung des Evangeliums), Leiturgia (Gottesdienst,
gemeinsames Gebet, insbesondere Feier der Eucharistie) und Diakonia (Dienst an
den Menschen) in den Fragen des Bischofs an die Kandidaten und deren
Versprechen deutlich, wenn sie dort zusichern, den Dienst am Wort Gottes treu und
gewissenhaft zu erfüllen, die Sakramente gemäß der Überlieferung der Kirche zu
feiern, den Armen und Kranken, den Heimatlosen und Notleidenden zu helfen.
Mission und die Grundvollzüge der Kirche, die im
priesterlichen Dienst besonders sichtbar werden sollen, hängen dabei zusammen,
wie Ursula Nothelle-Wildfeuer gerade in einem Artikel unter www.feinschwarz.net
geschrieben hat: „Um es theologisch zu präzisieren: Spätestens das II.
Vatikanum hat geklärt, dass es bei Mission nicht mehr um ein kirchliches Handlungsfeld
unter vielen geht, nicht um eine Tätigkeit, die nach zahlenmäßigem Erfolg
überflüssig wird, sondern um das, was Kirche und ihre Identität insgesamt
ausmacht. Damit können wir die Grundvollzüge der Kirche Martyria, Leiturgia und
Diakonia, die sich innerhalb der communio entfalten, auch als Ausdruck dieser
kirchlichen Identität verstehen. Mission und Diakonia stehen also ebenso in
einem notwendigen Zusammenhang wie Mission und Liturgie beziehungsweise Mission
und Martyria.“
Die Ausgangsfrage lautete, ob es eine „mission possible“
oder „impossible“ ist, in der heutigen Zeit Priester zu werden? Nun, ich denke,
die drei Kandidaten würden sagen, dass sie an die Machbarkeit ihrer Mission
glauben, mit Gottes Hilfe, so wie sie auch auf die letzte Frage des Bischofs
antworten. Die Herausforderung, die darin steckt, ist uns als Volk Gottes, als
Communio, als Kirche im Bistum, allen gemeinsam, denn bisher fehlt
weitestgehend noch eine inhaltliche Füllung dessen, was konkret mit
„missionarischer Kirche“ gemeint ist.
Schließen möchte ich mit einem Zitat von Hartmut Niehues,
dem Regens des Priesterseminars in Münster und Vorsitzendem der Rektoren der
deutschsprachigen Priesterseminare, der im Anschluss der Tagung der deutschsprachigen
Regenten in Rom in diesem Jahr in einem Interview bei Radio Vatikan gesagt hat:
„Es gibt, glaube ich, keine Zeit, wo es spannender ist als zum jetzigen
Zeitpunkt, Priester zu werden. Die Kirche ist insgesamt im Umbruch und gerade
die jüngeren Priester haben die Gelegenheit, das Gesicht und die zukünftige
Gestalt der Kirche mit zu prägen. Insofern ist es spannend, auch wenn wir nicht
wissen, worauf wir uns einlassen. Es ist eine Herausforderung für Männer, die
Entdeckergeist haben und bereit sind, wirklich alles hinter sich zu lassen,
sich mit Jesus Christus auf den Weg zu machen und Neuland zu entdecken.“ Diesen
Mut und diesen Entdeckergeist wünsche ich in erster Linie den drei
Weihekandidaten jetzt im Zugehen auf ihre Weihe und für ihren Dienst als
Priester, ich wünsche ihn aber auch uns allen als Volk Gottes.